Kreishandwerkerschaft Anhalt Dessau - Roßlau / Wittenberg   

     

Die Maurer
 

Maurerinnung, derer erster Innungsbrief am 8. März 1634 ausgestellt wurde, war in Dessau mit Meistern nicht stark vertreten. Im Jahr 1763 zählte sie 10 Meister. Laut Innungsbrief hatte jeder neue Meister je 2 Taler dem Hofamt, Rat der Stadt sowie der Innung zu entrichten. Die fachliche Qualität ließ zu wünschen übrig. So war ihnen die Erlangung der Meisterwürde ohne Anfertigung eines Meisterstücks gegen Bezahlung von der Innung zuerkannt worden. 1767 ordnete Fürst Franz an, dass nur der zum Meister gesprochen werden durfte, der von Zeichnen, Schreiben und Rechnen Kenntnis habe. Die Zeiten, da man mehr durch Gunst als durch Kunst zur Meisterwürde kam, waren vorbei.
In dem Innungsbrief der Maurer fällt das Fehlen jedes Hinweises auf ein Meisterstück auf, das bei anderen Handwerkern meist sehr genau, auch mit der dazu erforderlichen Arbeitszeit festgelegt ist. Bis in das 19. Jahrhundert war auf dem Bausektor das Fachwerkhaus die Regel. Für seine Errichtung leistete der Zimmermeister die Hauptarbeit und trug die Hauptverantwortung.
 
Maurer
 


 

Kundschaft (Arbeitszeugnis) des Maurergesellen Christian Hinsche ausgestellt in Dessau am 7.Juli 1840 vom Maurermeister Gottfried Allzsehner

Deshalb wurden im Innungsbrief der Zimmerer Meisterstücke gefordert. Die Zimmerer waren eigentlich die Baumeister. Den Maurermeistern blieb im 17. Jahrhundert nur das Legen der Fundamente sowie das Zusätzen der Fächer mit Lehmschlag (siehe auch unten „Kleber und Wällerleute“).
 
 
Nach dem 30jährigen Krieg wurden die hölzernen Schornsteine aus Steinen aufgemauert. Das Dach statt Stroh mit Ziegeln gedeckt.
Ein spezielles Handwerk der Dachdecker gab es noch nicht, dagegen eines der Schieferdecker.
 

 
Kleber und Wällerleute  
Die Kleber und Wällerleute könnte man als Vorläufer der Maurer betrachten. 
 
Diese sind fahrende, herumziehende, teilweise aber auch sesshafte Handwerker, die sich mit dem Aufbau von Lehmwänden, sogenannten Wällerwänden (Wände eingerahmt von Holz, mit Staken ausgeschlagen und mit Lehm und Stroh verschmiert) und mit anderen Lehmarbeiten (Kleben) beschäftigten. 
 
Da sie nur von Frühjahr bis Herbst ihrer Tätigkeit nachgehen konnten verdienten sie sich im Winter ihr Brot mit dem Fangen von Lerchen auf der offen Flur. Dies ist für den Raum Dessau – Köthen nachgewiesen. Die Lerchen wurden als Singvögel nach Hamburg, Berlin und Leipzig exportiert.
#3** Beitrag 138
 
Eine eigene Innung ist in Anhalt nicht bekannt. (1833)


 




Maurer bei der Arbeitsvorbereitung